Seit über vier Jahrzehnten teilen sich Marion Wienrich und Herbert Karnitzki das Nichtschwimmerbecken im Hallenbad Walsrode – und damit auch eine gemeinsame Mission: Kindern das Schwimmen beizubringen. Während Marion die Jüngsten mit Geduld und Herz durch den Seepferdchen-Kurs führt, sorgt Herbert mit seiner Erfahrung dafür, dass die Schwimmkinder im Bronze-Kurs sicherer und selbstbewusster durchs Wasser gleiten.

Die Leidenschaft der beiden für die Schwimmausbildung begann schon in jungen Jahren. Marion selbst lernte als Kind bei der DLRG schwimmen und entwickelte früh eine Begeisterung für das Wasser. „Es ist ein unbezahlbares Gefühl, einem Kind die Angst vorm Wasser zu nehmen“, erzählt sie. Herbert ergänzt: „Schwimmen ist nicht nur eine Sportart, sondern eine lebensrettende Fähigkeit. Diese Verantwortung hat mich von Anfang an motiviert.“

Beide betonen die Bedeutung des Schwimmens: „Jedes Kind sollte schwimmen können – nicht nur, weil es Spaß macht, sondern weil es Leben retten kann.“ Gerade in einer Zeit, in der immer weniger Kinder sicher schwimmen können, ist ihre Arbeit wichtiger denn je.

Die Bilanz ihrer Arbeit spricht für sich: Über die Jahre haben Marion und Herbert gemeinsam über 500 Kindern das Seepferdchen und Bronze-Abzeichen abgenommen und erfolgreich ausgebildet. Dabei investieren sie jährlich viele Stunden ihrer Freizeit in die Vorbereitung und Durchführung der Kurse und das mit einer beindruckenden Erfolgsquote: Nahezu alle Teilnehmer ihrer Kurse erlernen das Schwimmen und schaffen die Abzeichen.

In den vielen Jahren ihrer Tätigkeit gab es unzählige bewegende Momente. Marion erinnert sich an ein Mädchen, das große Angst vor dem Wasser hatte: „Es dauerte mehrere Wochen, aber am Ende sprang sie freudestrahlend ins Becken und rief: ‚Ich kann’s!‘.“ Herbert berichtet, dass er findet, dass die Menschen insgesamt über die Zeit fordernder geworden sind, aber dass die Kinder in seiner Bronze-Gruppe seit eh und je fröhlich und aufgeschlossen sind.

Doch es gab und gibt auch Herausforderungen. Die teilweise begrenzte Verfügbarkeit des Hallenbades, knappe Ressourcen und leider seit jeher Hallenzeiten erst am späten Abend erforderten in den gemeinsamen Jahren immer wieder kreative Lösungen und viel persönliches Engagement. Auch die Arbeit und der Aufwand abseits des Schwimmbeckens und gerade in der Bewältigung des erforderlichen „Papierkrams“ ist mit der Zeit nicht geringer geworden.

Marion und Herbert leisten weit mehr als nur Schwimmausbildung. Beide haben über die Jahrzehnte immer wieder neue Methoden entwickelt und gleichzeitig Traditionen gepflegt und damit die Ortsgruppe Walsrode nachhaltig geprägt. „Ohne die beiden wäre die Schwimmausbildung in Walsrode nicht das, was sie heute ist“, betont der technische Leiter Ausbildung Fabian Höpfner. Besonders in einer Region wie Walsrode, in der Wasserflächen und Bademöglichkeiten eine wichtige Rolle spielen, hat ihre Arbeit sicherlich präventiv Leben gerettet.

Für ihr jahrzehntelanges Engagement wurden Marion und Herbert mehrfach ausgezeichnet. So erhielten beide Ehrennadeln der DLRG und wurden bei Jahreshauptversammlungen der Ortsgruppe mehrfach geehrt. Die größte Anerkennung kommt jedoch von den Kindern selbst, wobei „die Eltern oft genauso dankbar wie die Kinder selbst sind“, erklärt Herbert mit einem Lächeln.

Auch nach über 40 Jahren beabsichtigen die Beiden nicht ihre Tätigkeit aufzugeben. „Solange wir gebraucht werden, körperlich fit sind und klar im Kopf bleiben wollen wir nicht ans Aufhören denken“, erklärt Marion. Dennoch wünschen sich Marion und Herbert, dass jüngere Mitglieder der Ortsgruppe in ihre Fußstapfen treten und die Schwimmausbildung in Walsrode in Zukunft mit Leidenschaft fortführen. Leider ist die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung und Engagement im Ehrenamt in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit mehr. Die DLRG Ortsgruppe Walsrode lädt nicht nur Kinder, sondern auch engagierte Menschen jeden Alters ein, Teil dieser wichtigen Arbeit zu werden. Gemeinsam können so die Schwimmausbildung und damit der lebensrettende Beitrag gestärkt werden.